... das heisst wagen, in jedem Moment zu sterben, aber ebenso wagen, geboren zu werden, das heisst, durch große Etappen in unserem Leben zu gehen, wo das stirbt, was wir gewesen sind, um etwas anderem Platz zu machen, einer neuen Sicht der Welt - all das in dem Eingeständnis, das es viele Stufen zu überschreiten gibt, bevor wir zur letzten Phase des Erwachens gelangen.

nach Arnaud Desjardins

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Gelandet, gestrandet - Down Under



Uber 3800 Seemeilen in der Tasche – einen alten Seebaeren koennt ihr mich jetzt nennen; und nicht gar verschollen in der Weite des Meeres, vielmehr in ‚Down Under‘ - Australien.

Mitte Juli die Pura Vida verlassen, setzt sich meine Reise auf dem „roten Kontinent“ fort. Nach einem halben Jahr feier ich ein Wiedersehen mit meinem Freund Mischka, meinen 24. Geburtstag, meinen ersten „Reise-Geburtstag“, meinen ersten Job, meine erste Gehaltserhoehung, Rainbow Gathering, Insel Festival und sovielmehr ... das alles in den letzten 4 ½ Monaten - und jetzt, alles am besten nochmal ganz langsam.

Ich segle auch die letzte Etappe von Vanuatu nach Cairns, an die Ostkueste Australiens. Nach 9 Tagen erreichen wir das Festland und ich verlasse das Boot und seine Crew nach weniger als zwei Stunden im Haafen. An Land erwartet mich bereits mein lieber Freund, ein vollausgestatteter Cheep und mein erster Job.
Cairns, wimmelt nicht nur von Backpackern aus Europa, die Stadt bietet ein reges Stadtleben mit Musik und Kultur, viele Menschen kommen zusammen, ich fuehle mich angenehm unterhalten, nach der langen Zeit ueber stillem Wasser. Bereits nach zwei Tagen mache ich die richtigen Kontakte und ergatter einen kleinen Auftritt bei der Eroeffnung eines marrokanischen Edelrestaurants im Hafen. 15 Minuten, Feuershow, Trommeln, Gittare.... das macht nicht nur Freude, sondern bringt mir auch gleich 100 Dollar in meine Tasche.
Aus der anfaenglichen Show-Connection wird dann bald mehr und mit jedem Tag meeren sich die Gaeste um unseren nicht-vorhandenen-Tisch, beim Abendessen. Ein Leben zwischen Strassenmusik, und Parkplatz, neuen Menschen, die zu Freunden werden und die Konfrontation mit der Zweisamkeit.
Nach vier Wochen verlassen wir die Strassen der Stadt und ziehen uns zurueck – Back to the Nature. Flussidylle, kleiner Strand, Stille am Morgen, Lagerfeuer am Abend – und all zu viel mehr, brauchen wir garnicht um gluecklich zu sein.
Bin in wenigen Tagen entsteht ein Backofen im Sand und ein echtes Flos, mit Segel, dass dann den Fluss Tags auf und ab faehrt. An Board, Tom Sawyer und Huckleberry Finn, ein Hauch von Fluch der Karibik - nur die ‚Boesewichte‘ tauchen nicht wirklich auf, und darueber, ist niemand wirklich traurig. „Freedom“, so heisst das kleine Boot und ‚Freedom‘ so fuehlt es sich an, als an meinem Geburtstagsabend so viele liebe Menschen mich umkreisen. Geburtragskuchen und Kerzen, Lieder und ein ganzer Kreis um mich von Wuenschen und Herzlichkeit. Ich bin peinlich-beruehrt – aelter werden, dass kann eben doch auch ganz schoen sein.

Letztenendes ist es dann der Geldbeutel, der uns zur Weiterreise bewegt - ein Job, der sollte gefunden werden... auf, auf in den Sueden.
Die Erntesaison beginnt, Gemuese, Avocados, Erdebeeren, Tomaten, Bananen - alles wird reif und wartet darauf gepflueckt zu werden. Nach einer Woche im Auto, unzaehligen Kilometer, anstrengenden Naechten auf zu engem Raum, stossen wir auf einen kleinen Familienbetrieb, der gerade die erste Ernte einholt. Auberginen und Spitzpaprika, wir beginnen noch am selbigen Tag mit der Arbeit. Freundliche Leute, angenehme Arbeitszeit, Bezahlung genuegend - wir entscheiden uns zu bleiben. Fuenf Wochen spaeter koennen wir uns beide als geuebte und wohl arbeitende Angestellte betrachten. Waehrend Mischka bei unertraeglicher Hitze, muehsam die Freuchte vom Feld einholt, verbringe ich meinen 4-6 Stunden Tag mit penibelster Ver- und Einpackung. Gewicht, Einordung, Aussehen, alles muss stimmen, die besten Kartons fuer das meiste Geld. So bringen wir jeden Tag nicht nur ein bisschen Geld nach Hause, auch an Gemuese mangelt es nicht mehr und letztenendlich bekommen wir sogar eine Gehaltserhoehung. Trotzallem sind wir mehr als dankbar, als wir 'Bowen' mit einem aufgefuellten Kontostand verlassen. Trister Kleinstadtalltag, triste Arbeit, kein Dauerzustand. Fuer Geld tun wir dann eben doch nicht alles ;-)



Moment. 3. Oktober 2010. Mit vollgepacktem Rucksack und schwerem Herzen, bin ich genau vor EINEM JAHR in Frankfurt am Main in den Flieger nach Auckland, Neuseeland gestiegen. Ich habe vieles hinter mir gelassen und dafuer einen hohen Preis bezahlt. Zeit als Luftleeren Raum und dazwischen die Endlosigkeit.
Ein guter Moment auszusprechen, dass ich euch alles sehr vermisse. Vertrautheit und Naehe bekommen ein anderes Gesicht, und nichts kann ersetzen was ich MIT euch, und BEI euch, und IN euch gefunden habe!


Nach weiteren 2000km erreichen wir die Blue Mountains, Naehe Sydney. Es ist eisigkalt, nicht weit von uns entfernt faellt Schnee. Umgeben von kraftvoller Berglandschaft, finden wir in einem kleinen Flusstal, zum Rainbow Gathering. Viele bekannte Gesichter aus Neuseeland, Freunde, Familie wartet bereits auf uns und bescheert uns einen liebevollen Empfang. 10 Tage, Happy Hippie... das fuehlt sich gut an :-)




Aktuell. Ich komme gerade von einer kleinen Insel Naehe Brisbane. Waehrend Mischka beim Vipassana in Stille weilt, habe ich meinen Weg zu einem kleinen Festival auf einer Insel nicht weit vom Festland gefunden. Mit lieben Freunden, haben wir mehr als 9 Tage, Island-Vibes PURE erlebt. Ein kleines, liebevolles Festival, eingebettet in toller Musik, strahlenden Menschen, perfektem Wetter, Palmen, Wellen und ganz viel Meer... fuehle mich kraftvoll und aufgetankt. Jetzt gerade auf dem Weg in die Stadt. Ein bisschen Musik, ein bisschen Freude in den hektischen Alltag ein lauten Grossstadt. Streets of Brisbane - i am coming!

Sonntag, 8. August 2010

Brodelnde Vulkane und was man mit Palmblaettern alles bedecken kann

Fuenf Tage Sonnenschein, den Wind im Ruecken, konstante 5-8 Knoten Windgeschwindigkeit UND keinen Tag seekrank!


So endet die Ueberfahrt, als wir am Morgen des fuenften Tages Vanuatu vor uns erblicken.

Vanuatu, das ist ein souveräner Inselstaat im Suedpazifik. Der aus 83 Inseln bzw. Inselgruppen bestehende Staat wurde bis 1980 Neue Hebriden genannt und hat heute knapp über 243.000 Einwohner.Das Inselgebiet von Vanuatu erstreckt sich über 1.300 km des Südpazifiks und zählt zu Malenesien. Dem Staat gehören 83 Inseln (davon 67 bewohnte Inseln), meist vulkanischen Ursprungs, an, welche überwiegend zur Inselgruppe Neue Hebriden zählen.

Es ist der 2. Tag in Vanuatu. Mit festen Schuhen und ausreichend Wasser besteigen wir heute den Mount Yasur, mit einem der staendig aktiven Vulkane. 4 Stunden kostet uns der Aufstieg. Der Weg fuehrt uns durch wunderschoene Dschungellandschaft, vorbei an riesigen Baumgiganten und kleinen Doerfern. Bis zum Krater sind es noch einige Hoehenmeter, immer wieder muessen wir anhalten, tief durchatmen. Die Luft ist feucht und schwuel, Schwefelgeruch haengt in meiner Nase. Als wir ankommen geht die Sonne gerade unter und bescheert uns einen einmaligen Sonnenuntergang. Mit jedem Schritt den wir uns jetzt naehern koennen wir den Vulkan mehr und mehr fuehlen. Lautes Donnern und zitternder Boden bereiten uns auf die meachtige Naturgewalt vor. Beeindruckend-unheimlich, so erscheint uns der riesige Krater, der sich genau in diesem Moment vor uns erleichtert. Grollen, ein meachtiger Schlag und dann folgt gluehende Lavamasse, die sich feuerwerksgleich in der Luft versprueht, in jenem Moment wieder abkuehlt und als schwere Asche zu Boden faellt. Es folgt eine tiefe Stille, atemholen, innehalten, bevor sich gleich der naechste Lavastrom seinen alles entlastenden Weg an die Oberflaeche bahnt. Inzwischen ist es stockdunkel. Meine Haare sind nass und riechen nach Thermalbad. Als wir im Cheep sitzten, der uns den langen Weg zurueck zum Boot bringt, wird das Donnern hinter uns immer leiser und verliert sich irgendwann in der Nichtigkeit der Nacht.

Nach einer Woche Port Vila(groesste Stadt auf Vanuatu) erreichen wir 'Banam Bay'. Kaum das Festland erreicht, werden wir von spielenden Kindern am Strand begruesst, die sich noch nicht ganz sicher sind, ob sie scheu und schuechtern sein moechten oder doch lieber ihrer kindlichen Neugier folgen und die "Fremden" begutachten, sollen. Nach erster Auskunft sind wir das erste Boot, das in diesem Jahr vor der Insel halt macht und diese Nachricht hat sich auch sogleich im gesamten Dorf verbreitet. Aufgeregt kommen die Dorfbewohner auf die einzige Strasse, die sich durch die wenigen Hausketten zieht. Alle moechten uns zu Gesicht bekommen, vielmehr noch werde ich mit meinen Dreadlocks zur Hauptattraktion - und ehe ich mich versehen kann heangen ca. 20 Kinder in und an meinen Haaren - Yeah, let me be a rock star ;-)


Der Crusing-Guide verraet, dass auf Anfrage hin, ein traditioneller Tanz arrangiert werden kann, wir also am neachsten Tag zurueck ins Dorf. Ganz nach 'Vanuatu-Time' beginnt die Vorstellung dann 2 Stunden speater als geplant, doch die Inszenierung uebertrifft unser aller Vorstellungen.

Da es Frauen und Maenner nicht erlaubt ist gemeinsam zu tanzen, eroeffnet die Weiblichkeit die Zeremonie. In Bastrock und Topless (oben ohne), werden dann die Hueften geschwungen, ganz ohne Ausnahme. Vom kleinen Baby auf dem Arm der Mama, ueber die kleinen frechen Maedchen, die eben noch in meinen Haaren hingen, die schuechternen Teenager, die sich verhalten ihre gerade wachsenden Brueste bedecken, bis hin zur Mama und Oma - sie alle tanzen, singen, celebrieren unsere Ankunft.

Es folgten die
Maenner in Wuerde und Ausdruck, Begeisterung, Applaus ... -wobei ich mir im Endeffekt nicht mehr ganz sicher bin, ob es das Outfit(!) oder der Tanz war, der mich in ein 10 minuetiges Dauergrinsen versetzt hat ;-) Im Detail hies das naemlich, das die holde Maennlichkeit nicht ganz so ueppig wie erwartet bedeckt wurde und ein sogenanntes "Penis-Sheet", was nicht mehr und nicht weniger war als ein Stueck Palmblatt, den Penis, und zwar ganz genau NUR den Penis, verdeckte. Alles Gehaenge und Gebaumle drumherum war fuer jedermann unumgaenglich sichtbar!


Ohne Elektrizitaet war auch das kleine Dorf in Banam Bay, wie die meisten Doerfer a
userhalb der Stadt, nach Einbruch der Dunkelheit, nur zu erahnen. Hier und da das flackern einer Kerze, ein weinendes Baby, vielleicht ein bellender Hund.
Ich bin fasziniert von der Einfachheit des Lebens, von diesem unberuehrtem, friedvollem Platz und nicht zuletzt von Palmblaettern und was man damit alles bedecken kann ;-)


Die Reise geht weiter...

Kaum in der Marina angekommen und damit Endstation auf der Anima, geht meine Suche nach einer neuen Mitsegelgelegenheit weiter. Mit Kurs auf Australien liegen noch ca. 1800 Seemeilen und Inselland Vanuatu vor mir.

Mein Aufruf am "Black Board" bleibt ohne Erfolg und auch innerhalb der Marina laesst sich kein geeigneter Ride finden - wie gut wenn man Freunde hat! Und so entscheidet sich die Pura Vida mich nocheinmal mit an Board zu nehmen.

Ich also, nicht lange ueberlegt, meinen Rucksack auf den Ruecken geschnallt, noch schnell einen drei-Tage-Roadtrip ueber Fijis Hauptinsel und dann liegen ca. 500 Seemeilen vor uns bis Vanuatu.

Diesmal im Gepaeck; viel frisches Essen (Amerikaner bevorzugen Dosenfutter mit Chips), Pillen und Pflaster gegen die Uebelkeit UND den festen WIllen, die Ueberfahrt ohne Seekrankeit zu meistern!

Mittwoch, 21. Juli 2010

Einsame Traeume im Inselmeer Fiji

Es ist ein Paradies auf Erden. Ueber 400 Inseln zaehlt Fiji zu dem Seinen. Weisse Sandstraende, kristallklares Wasser, Korallen und Riffe. Idylische Doerfer, urige Inselbewohner inmitten von Palmenmeer und Dschungellandschaft.

Ich verlasse die Pura Vida nach wenigen Tagen unserer Ankunft und setzte auf die Anima III ueber. Gesegelt vom Oesterreicher Martina Hammer, 45 Jahre, Lehrer aus Wien. 2 1/2 Wochen gemeinsames "Inselcrusing" im wunderschoenen Old-School-Boot und ganz viel 'Bula,Bula!'...

Nach drei Tagen vor Anker verlassen wir Savusavu und nehmen Kurs auf die Jasawas (Inselgruppe). Die kommenden Zeit wie folgt...
Die Buchten einsam, die Straende verlassen. Unberuehrte Natur-Pur - denn ein Segelboot erreicht selbst die vergessenste Insel. Die Tage verbringen wir mit Landgaengen zu kleinen Doerfern, wir Schnorcheln in Riffen, lesen Krimis, fruehstuecken Nutella-Brot mit Butter ;-) , lassen die Seele baumeln! Dazwischen einen Fisch fuer das Abendessen fangen, Bananenstauden hier, Kokusnuesse da. Romantische Sonnenuntergaenge schliessen die Tage ab und geleiten und in sternenklare, laue Naechte an Board.


Und vielleicht ist es die Perfektion des Augenblicks, die mich nachdenklich stimmt. - So haben wir doch alles - das Traumschiff zur Trauminsel, in Schoenheit und Romantik nicht zu uebertreffen.


Doch was tun, wenn es niemanden gibt, mit dem man Glueck und Moment teilen kann?

Sonntag, 23. Mai 2010

I am sailing, i am sailing...

... Home again, cross the sea.
I am sailing, stormy waters,
To be near you, to be free.

Es ist Montagmorgen, die Stimmung an Board ist ausgelassen bis aufgeregt. Wir alle sind ebenso gespannt wie freudig, Neuseeland hinter uns lassen zu koennen und Kurs aufs offene Meer zu nehmen. Gestern Abend habe ich vom Kaeptain erfahren, dass die Ueberfahrt mit 1300 Seemeilen, mindestens 10-14 Tage in Anspruch nehmen wird. Die Laenge der Ueberfahrt hat mich dann doch ein bisschen eingeholt, aber meine Freude ist nicht zu uebertreffen. Das Wetter ist gut, die Crew ist komplett, wir legen ab. Fuenf Minuten spaeter finde ich mich hinter dem Steuerruder wieder und lenke das Boot sicher aus dem Hafen.


Kaum haben wir die Bucht verlassen, werden beide Motoren ausgeschalten und die Segel werden gehisst - denn ab jetzt bestimmen nicht mehr Motorenkraefte unsere Reise, wir werden die naechsten Tage und Wochen von Wind, Meer, Wellen und Naturgewalten gelenkt.


Zwei Stunden spaeter. Nach einem schoenen Sonnenuntergang auf Deck sehe ich die Lichter der Stadt hinter mir verschwinden. Immer kleiner und kleiner bis nur noch ein Leuchten in der Ferne sichtbar zu erkennen ist. Der Wind bleast maessig bis schwach, 2-3 Knoten - irgendwie habe ich mir die ganze Sache ein bisschen schwungvoller vorgestellt. - Und ja, es wir schwungvoller- vor allem fuer meinen Magen :-( Es ist ein flaues Gefuehl, langsam aber stetig. Erschoepfung macht sich breit. Die darauf folgenden Detail erspare ich euch lieber! Ich bewege mich zwischen Salon und Reling, Uebelkeit - Erbrechen - Ausruhen - Uebelkeit - Erbrechen - Ausruhen. Ein nicht endender Kreislauf und kein Weg hinaus... Fast drei Tage liege ich nahezu bewegungslos im Salon. Nichts ist schlimmer, als der lange Weg zur Toilette und zurueck. Jeder Wellenbewegung scheint fliessend in meinen Koerper ueber zu gehen. Das Boot und mein Koerper scheinen fuer mich Eins zu sein, hin und hergerissen auf dem wilden Ozean. Die See um uns herum ist rau. Die Wellen bis zu vier Meter hoch und unser Catamaran scheint umherzutreiben wie eine Streichholzschachtel in einer wilden Badewannne. Hier draussen ist alles anders und ich realisiere meine Nichtigkeit inmitten dieser Naturgewalten von Neuem.

Segeln, das bedeutet Achtsamkeit in jeder Minute. Ausschau halten vor anderen Schiffen, die Navigation ueberwachen, Segel kontrollieren, Winde einschaetzten - Sicherheit in jedem Detail. Fuer die Crew heisst das "watching" 24h nonstop. Jede Schicht drei Stunden, dann wird gewechselt. Geschlafen wird im 5 Stunden Rhytmus.

Das Wetter schlaegt um. Sturm fuer die naechsten Tage. Der Kaeptain entscheidet einen unplanmeassigen Halt auf einer kleinen Inselgruppe einzulegen. Ich fuehle mich wie Robinson Crusoe als wir in die kleine Bucht einlaufen. Und dann ist es wie in einem Film; Delphine schwimmen zum Boot und heissen uns willkommen!


Nach fuenf Tagen hat sich der Sturm gelegt und mit ihm meine Uebelkeit. Mein Koerper erholt sich langsam und ich fange an wieder zu essen. Der Anker wird eingeholt, wir lassen die kleine Insel hinter uns. Weitere 600 Seemeilen liegen vor uns. Mit jedem Tag gewoehne ich mich mehr und mehr an die staendigen Bewegungen des Bootes. Wetterabhaengig, mal besser, mal schlechter gelingt es mir, Zeit an Deck zu verbringen und ein Stueckchen Frieden zu finden mit der Naturgewalt Wasser. Wir alle wuenschen uns Fiji baldmoeglichst herbei, denn frische Lebensmittel sind laengst aufgebraucht, wir sehnen uns nach Vitaminen, Protein und Naehrstoffen. Die Zeit vergeht nur langsam und der Wind blaest leider nicht ueppig, sodass der Kaeptain wiederwillens immer wieder die Motoren anwerfen muss. Noch einen Tag und einen weiteren und dann endlich - Land in Sicht! Nach 17 langen Tagen auf See erreichen wir Fiji!


Segeln, das ist alles und viel mehr von dem, was man sich vorstellt. Auf engstem Raum mit unbekannten Menschen, absolut abhaengig von den Naturgewalten Wasser und Wind, vertrauen in Skipper und Boot, leben in absoluter Achtsamkeit mit Lebensmitteln und Wasser, keine Dusche, keine frischen Nahrungsmittel, dein Koerper in staendiger Bewegung. Segeln, das ist Leben unter extremen Bedingungen und extremer Belastbarkeit.

Segeln, das ist alles und viel mehr, von dem was man sich vorstellt. Wasser, so weit das Auge reicht, in den Sonnenuntergang traeumen, die Stille und Energie in sich aufnehmen, der Morgensonne entgegenfiebern, sich verbunden fuehlen mit dem Kosmos. Ein Stueck Schoepfung naeher begreifen, ein Stueck Frieden in sich finden.


Donnerstag, 22. April 2010

Was lange waehrt, wird endlich gut

Acht lange Wochen zwischen Autohaendlern, Automaerkten, Backpackern und unserioesen Angeboten, konnte ich meinen geliebten Homy (Van), in dieser Woche verkaufen! Trauriger, aber notwendiger Abschied von meinem treusten Gefaehrten ...

Und jetzt - WIRD GESEGELT!
Nach dem ich das erste Boot enttaeuscht verlassen hatte lies meine Suche nach einer Mitsegelgelegenheit nicht nach. Gemeinsam mit meinem daenischen Freund Jan, der bereits im letzten Jahr den Pacific ueberquert hatte, ging es von Marina zu Marina.

Wie man also ein Boot anheuert.
Es gibt zwei verschiedene Wege; der Eine, man legt sich uebers Internet in einem weltweiten Portal fuer Segler ein Profil an. Dies beinhaltet eine Persoenlichkeitsbeschreibung, Interessen und Motiavation, Segelerfahrungen (soweit man dann welche besitzt), Standpunkt und Zielort. Ueber dieses Profil steht es einem dann frei, Boote zu kontaktieren, die den eigenen Vorstellungen und vor allem den eigenen Standpunktkoordinaten entsprechen. Ebenso kann man auch von Skippern kontaktiert werden.
Moeglichkeit zwei, man entwirft kleine Steckbriefe, mit denselbigen Informationen enthalten und bringt diese in die verschiedenen Marinas, wo die Segelboote ankern. Bestenfalls haelt man sich dann in der Naehe der Haefen auf und versucht dort mit den Leuten in Kontakt zu kommen.


View from the top of the mast

Schliesslich war es dann Jan, der mich zur PURA VIDA fuehrte. Er selbst wuerde von diesem Boot kontaktiert, als er bereits eine Mitsegelgelegenheit nach Australien gefunden hatte und gab den Kontak einfach an mich weiter. Ein schlichtes Catamaran, gesegelt von einem jungen, amerikanischen Paar, Lauren und Dallas. Die zwei sind nicht nur jung, abenteuerlustig und SEHR freundlich, sondern auch absolut ungefaehrlich :-) Das Boot, momentan noch zur Reperatur auf der Yard, soll planmaessig kommenden Montag zurueck ins Wasser gelassen werden. An Board, die beiden Amerikaner, ein erfahrener Neuseelaender und Segelkuecken Shiroma. Geplanter Zielort, Fiji!
Heisst also ganz konkret, wir stechen naechste Woche ins Wasser, cruisen dann die Ostkueste nach oben und nehmen dann Kurs auf Fiji zu. Sind die Winde mit uns werden wir in ca. 5-7 Tagen Fiji erreichen. Allein der Gedanke daran stimmt mich freudig - erwartungsvoll gemischt mit ein bisschen Aufregung.
In fester Hoffunung, nicht fuer die gesamte Stecke ueber der Reling zu haengen!

In diesem Sinne - Schiff ahoi!

Samstag, 27. März 2010

Der Bedeutung naeher gekommen, auf mich selbst zu achten!

Nicht alles um jeden Preis!

Nach chaotischen Tagen in Auckland fing meine Suche nach einem geeigneten Boot in Whangerei sehr gut an. Gleich am ersten Tag fand ich nicht nur einen symphatischen, jungen Arzt, der mich zum Wochenendsegeln einlud, auch der Wunsch, von der Ueberfahrt nach Australien, schien gesichert. Ein 45 f grosser Catamaran, gesgelt von einem ehemaligen Polen, seit sieben Jahren auf den Weltmeeren unterwegs, bot mir einen scheinbar perfekten Ride. Wie viele Boote, lag der Catamaran gerade in einer Yacht aufgebart, um die anfallende Reperaturen, zu beheben. Und da ich nicht vorhabe, fuer die Ueberfahrt zu bezahlen, kamen wir schnell ueberein; vier Wochen Schiffsarbeit fuer eine kostenfreie Ueberfahrt nach Australien.
So fing ich also an, mit niederen Arbeiten, wie Kuechenschreanke putzen oder Motorraeume aussaugen an und machte mich mit jedem Tag dem Boot ein bisschen vertrauter. Als der Beschluss gefasst war, den gesamten Rumpf neu zu streichen, konnte ich mich der Arbeit voll und ganz hingeben - acht Stunden schleifen - das gibt stramme Oberarme! Ausserdem sollte die gemeinsame Zeit auch gleich deutlich machen, ob ein gemeinsames Reisen ueberhaupt vorstellbar war - und es war es NICHT!
Bereits nach drei Tagen wurde ich behandelt wie ein Putzlappen; nicht nur, dass der Skipper seine machohaften Spielchen mit mir treiben musste und mich quer durch seine Kueche schickanierte, wurde er zuletzt auch noch agressiv. Als ich mich selbst dann irgendwann mit Herzrasen und zitternden Haenden wahrnahm, machte ich dem ganzen Szenario ein Ende. Nach fuenf Minuten hatten ich all meine Sachen zusammengepackt und verliess das Schiff mit einigen klaren Worten.

Diese Erfahrung hat mir deutlich gemacht, dass keine Schifffahrt der Welt es wert ist, meine Seele zu verkaufen. Dass ich in keiner Abheangigkeit stehe zu Menschen, die mir nur vermeindlich helfen meinen Traeumen ein Stueck naeher zu kommen. Und das meine eigene Sicherheit, mein eigenes Wohlergehen, meine eigene Selbstachtung ueber allem steht und lebt.

Dienstag, 9. März 2010

Nicht alles im Lot aber alles im Boot!

Freundschaft geht manchmal ueber festgelegte Plaene und so habe ich den letzten Monat mit vertrauten Menschen aus Deutschland verbracht. Danke an Jenny, Julia und Sonja, fuer eure Gemeinschaft, die gemeinsame Zeit, die Ehrlichkeit, die Reflektion und die Freundschaft, die ich mit euch erfahren habe!


Und dann alles irgendwie ein bisschen chaotisch... mein Visum laeuft aus, Ende des Monats; der Van muss verkauft werden und keiner will ihn haben; der Bankautomat zieht meine Kreditkarte aus technischem Defekt ein und ich stehe da ohne Geld..... ohhhh ohhhh....

Bin nach allem erstmal wieder raus aus der Auckland Metropole und bin seit gestern in einem der meistangefahrensten Haefen der Insel. Mein Plan, Australien/Asien und das OHNE Flugzeug. Heisst also, ich werde nun versuchen, ein Boot anzuheuern, dass mich dann ueber den grossen Teich bringt. Ob das klappt, steht voellig ausser Frage - ALLES wird moeglich, wenn wir selber keinen Zweifel daran haben.


Also - fest im Vertrauen und Schiff ahoi!

Sonntag, 24. Januar 2010

Going with the flow

Drei Wochen reisen und leben mit italienischer Familie. Gemeinsam auf dem Weg zum Rainbow Gathering. Haben die Nordinsel verlassen, die Bedeutung von "in Gemeinschaft reisen" kennengelernt und die grossen und kleinen Kulturunterschiede erfahren. Eine Woche Wilderniss im Abel Tasman National Park. Mit und ohne Zelt, das Wasser aus der Quelle, Muscheln gepflueckt und Fische geangelt. Den Robben am Strand zugeschaut, mit Opossums das Bett geteilt und zuletzt sogar noch eine Gruppe Delphine gesichtet.


Bin dann kurz vor Weihnachten eine Woche im schoenen Nelson gewesen und habe mir meinen Lebensunterhalt mit Hang spielen erworben. Sitze also am Strassenrand, spiele mir die Daumen im weihnachtlichen Trubel wund, da kommen zwei freundliche Maedels auf mich zu. Laechelnd meinen die Beiden, noch nie zuvor drei Hangspieler in ein und derselben Strasse gesehen zu haben - zwei Kiwis am Anfang der Strasse, ca. 200 m von mir entfernt, am Ende der Strasse ich selbst. Eine schoene Begegnung!


Zu diesem Zeitpunkt war Neuseeland bereits voll von Hippies, die alle darauf warteten das "World Gathering" zu celebrieren. Zwischen 200-800 'beautiful people', mitten im Nirgendwo, 4 Wochen leben, mit dem was die Natur uns gegeben hat. Gemeinsam etwas erschaschaffen, teilen, geben und empfangen. Die Abende am Lagerfeuer geniessen, musizieren, singen und Gemeinschaft leben. Leider war Petrus uns nicht wohlgesonnen, sodass wir die meiste Zeit im Regen bei Niedrigstemperaturen um den Nullpunkt nass und verfroren, unsere Zeit im Zelt verbrachten :-(



Und dann erreicht mich zwischen Weihnachten und Neujahr langersehnter Besuch aus Deutschland!

Ein Stueck Vertrautheit im Anderen finden, Leichtigkeit leben, sich fallen lassen.


Vor ca. einer Woche habe ich mit Mischka gemeinsam den Mt.Olivier bestiegen. 1000 Hoehenmeter auf 6km verteilt; es ging genau NUR steil bergauf. Nach 4 Stunden fanden wir uns dann mitten im Schnee, Eis, Gletscher und Bergen wieder. mit ununterbrochenem Blick auf den Mt.Cook (hoechster Berg NZ), kurzer Stop auf der Huette (Mueller Hut), Kraefte tanken und alles wieder bergab. Muskelkater vorprogrammiert, aber was fuer ein Erlebnis.



Angesteckt von der kraftvollen Energie der Berge zog es uns zum Lake Wanaka - Canyoning. Eine gute 3/4 Stunde den Berg hinauf und dann den 'Niger Stream' hinunter. Ein wilder Canyon, der sich steil seinen Weg ins Tal sucht. Abseilen durch meterhohe Wasserfaelle (13m), Klippenspruenge, Klettern, Rutschen, freier Fall. Gefuehle - unbeschreiblich, Schlaf am Abend - tief und fest!



Haben einen Tag spaeter bei strahlendem Sonnenschein NZ schoenste Strasse (Haast Pass) hinter uns gelassen. An Kueste und Gletschern vorbeisind wir jetzt auf dem Weg zur Golden Bay, wo wir zum Ende der Woche ein 5taegiges Festival besuchen.







Geniesse diese wertvolle Zeit auf diesem wunderschoenen Stueckchen Erde.


So kostbar, so reich.

Fuehle Glueck.


Fuehle Dankbarkeit.