... das heisst wagen, in jedem Moment zu sterben, aber ebenso wagen, geboren zu werden, das heisst, durch große Etappen in unserem Leben zu gehen, wo das stirbt, was wir gewesen sind, um etwas anderem Platz zu machen, einer neuen Sicht der Welt - all das in dem Eingeständnis, das es viele Stufen zu überschreiten gibt, bevor wir zur letzten Phase des Erwachens gelangen.

nach Arnaud Desjardins

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Gelandet, gestrandet - Down Under



Uber 3800 Seemeilen in der Tasche – einen alten Seebaeren koennt ihr mich jetzt nennen; und nicht gar verschollen in der Weite des Meeres, vielmehr in ‚Down Under‘ - Australien.

Mitte Juli die Pura Vida verlassen, setzt sich meine Reise auf dem „roten Kontinent“ fort. Nach einem halben Jahr feier ich ein Wiedersehen mit meinem Freund Mischka, meinen 24. Geburtstag, meinen ersten „Reise-Geburtstag“, meinen ersten Job, meine erste Gehaltserhoehung, Rainbow Gathering, Insel Festival und sovielmehr ... das alles in den letzten 4 ½ Monaten - und jetzt, alles am besten nochmal ganz langsam.

Ich segle auch die letzte Etappe von Vanuatu nach Cairns, an die Ostkueste Australiens. Nach 9 Tagen erreichen wir das Festland und ich verlasse das Boot und seine Crew nach weniger als zwei Stunden im Haafen. An Land erwartet mich bereits mein lieber Freund, ein vollausgestatteter Cheep und mein erster Job.
Cairns, wimmelt nicht nur von Backpackern aus Europa, die Stadt bietet ein reges Stadtleben mit Musik und Kultur, viele Menschen kommen zusammen, ich fuehle mich angenehm unterhalten, nach der langen Zeit ueber stillem Wasser. Bereits nach zwei Tagen mache ich die richtigen Kontakte und ergatter einen kleinen Auftritt bei der Eroeffnung eines marrokanischen Edelrestaurants im Hafen. 15 Minuten, Feuershow, Trommeln, Gittare.... das macht nicht nur Freude, sondern bringt mir auch gleich 100 Dollar in meine Tasche.
Aus der anfaenglichen Show-Connection wird dann bald mehr und mit jedem Tag meeren sich die Gaeste um unseren nicht-vorhandenen-Tisch, beim Abendessen. Ein Leben zwischen Strassenmusik, und Parkplatz, neuen Menschen, die zu Freunden werden und die Konfrontation mit der Zweisamkeit.
Nach vier Wochen verlassen wir die Strassen der Stadt und ziehen uns zurueck – Back to the Nature. Flussidylle, kleiner Strand, Stille am Morgen, Lagerfeuer am Abend – und all zu viel mehr, brauchen wir garnicht um gluecklich zu sein.
Bin in wenigen Tagen entsteht ein Backofen im Sand und ein echtes Flos, mit Segel, dass dann den Fluss Tags auf und ab faehrt. An Board, Tom Sawyer und Huckleberry Finn, ein Hauch von Fluch der Karibik - nur die ‚Boesewichte‘ tauchen nicht wirklich auf, und darueber, ist niemand wirklich traurig. „Freedom“, so heisst das kleine Boot und ‚Freedom‘ so fuehlt es sich an, als an meinem Geburtstagsabend so viele liebe Menschen mich umkreisen. Geburtragskuchen und Kerzen, Lieder und ein ganzer Kreis um mich von Wuenschen und Herzlichkeit. Ich bin peinlich-beruehrt – aelter werden, dass kann eben doch auch ganz schoen sein.

Letztenendes ist es dann der Geldbeutel, der uns zur Weiterreise bewegt - ein Job, der sollte gefunden werden... auf, auf in den Sueden.
Die Erntesaison beginnt, Gemuese, Avocados, Erdebeeren, Tomaten, Bananen - alles wird reif und wartet darauf gepflueckt zu werden. Nach einer Woche im Auto, unzaehligen Kilometer, anstrengenden Naechten auf zu engem Raum, stossen wir auf einen kleinen Familienbetrieb, der gerade die erste Ernte einholt. Auberginen und Spitzpaprika, wir beginnen noch am selbigen Tag mit der Arbeit. Freundliche Leute, angenehme Arbeitszeit, Bezahlung genuegend - wir entscheiden uns zu bleiben. Fuenf Wochen spaeter koennen wir uns beide als geuebte und wohl arbeitende Angestellte betrachten. Waehrend Mischka bei unertraeglicher Hitze, muehsam die Freuchte vom Feld einholt, verbringe ich meinen 4-6 Stunden Tag mit penibelster Ver- und Einpackung. Gewicht, Einordung, Aussehen, alles muss stimmen, die besten Kartons fuer das meiste Geld. So bringen wir jeden Tag nicht nur ein bisschen Geld nach Hause, auch an Gemuese mangelt es nicht mehr und letztenendlich bekommen wir sogar eine Gehaltserhoehung. Trotzallem sind wir mehr als dankbar, als wir 'Bowen' mit einem aufgefuellten Kontostand verlassen. Trister Kleinstadtalltag, triste Arbeit, kein Dauerzustand. Fuer Geld tun wir dann eben doch nicht alles ;-)



Moment. 3. Oktober 2010. Mit vollgepacktem Rucksack und schwerem Herzen, bin ich genau vor EINEM JAHR in Frankfurt am Main in den Flieger nach Auckland, Neuseeland gestiegen. Ich habe vieles hinter mir gelassen und dafuer einen hohen Preis bezahlt. Zeit als Luftleeren Raum und dazwischen die Endlosigkeit.
Ein guter Moment auszusprechen, dass ich euch alles sehr vermisse. Vertrautheit und Naehe bekommen ein anderes Gesicht, und nichts kann ersetzen was ich MIT euch, und BEI euch, und IN euch gefunden habe!


Nach weiteren 2000km erreichen wir die Blue Mountains, Naehe Sydney. Es ist eisigkalt, nicht weit von uns entfernt faellt Schnee. Umgeben von kraftvoller Berglandschaft, finden wir in einem kleinen Flusstal, zum Rainbow Gathering. Viele bekannte Gesichter aus Neuseeland, Freunde, Familie wartet bereits auf uns und bescheert uns einen liebevollen Empfang. 10 Tage, Happy Hippie... das fuehlt sich gut an :-)




Aktuell. Ich komme gerade von einer kleinen Insel Naehe Brisbane. Waehrend Mischka beim Vipassana in Stille weilt, habe ich meinen Weg zu einem kleinen Festival auf einer Insel nicht weit vom Festland gefunden. Mit lieben Freunden, haben wir mehr als 9 Tage, Island-Vibes PURE erlebt. Ein kleines, liebevolles Festival, eingebettet in toller Musik, strahlenden Menschen, perfektem Wetter, Palmen, Wellen und ganz viel Meer... fuehle mich kraftvoll und aufgetankt. Jetzt gerade auf dem Weg in die Stadt. Ein bisschen Musik, ein bisschen Freude in den hektischen Alltag ein lauten Grossstadt. Streets of Brisbane - i am coming!