Nach nur fuenf Tagen werde ich krank. Kaelte, Fieber und Durchfaelle lassen das Rainbow zur echten Herausforderung fuer mich werden. Das Flusswasser ist schmutzig, zuviele Bakterien und Keime, es dauert nicht lange und die meisten Leute sind infiziert von den Vieren. Der Healing-Space verwandelt sich zum Krankenlager, das nahegelegene Krankenhaus wird gefuellt von kranken Rainbows, nach wenigen Tagen wird ein Arztenotdienst gesendet und in der Zeitung erscheint ein Artikel: "Alle Hippies sind krank"!

Ich verlasse das Camp fuer einige Tage um mich im nahegelegenen Ort ein bisschen zu erholen. Gestaerkt und genesen kehre ich nach drei Tagen zurueck, doch zu frueh gefreut, diesmal ist es Uebelkeit, Erbrechen und dann infiziert sich ein Insektenstich an meinem Bein. Nicht lange bis sich eine tiefe Wunde daraus entwickelt, Eiter und Blut quillen foermlich daraus hinaus, ich fange an, mich vor meinem eigenen Koerper zu ekeln. Hoechste Zeit meine Sachen zu packen, mit 'Maria' einer Bekannten und Freundin aus meiner Zeit in Leipzig, gehts ab nach Puerto Iguazù.
Das kleine Staedchen liegt an der Grenze zwischen dem brasilianischen Bundesstaat Paranà und der argentinischen Provinz Misiones. Angelockt vom "Garganta del Diablo" umgangssprachlich mit 'Teufelsschlund' uebersetzt, einem eindrucksvollen

Wasserfallsystem bestehen aus ueber 20 groesseren sowie 255 kleineren Wasserfaellen, ausgedehnt ueber knapp 3km in einer Hoehe zwischen 60-83m! Nicht gerade kostenguenstig, aber SEHENSWERT, die Wasserfaelle sind eindrucksvoll, die Energy ist ergreifend stark!
Wir folgen einer Einladung, die uns nach Rio de Janeiro bringt - Brasilien, neues Land, neue Abenteuer ... aber so ganz im klaren bin ich mir immer noch nicht, was in aller Welt ich hier eigentlich mache??!!
Der infizierte Moskitostich an meinem Bein hat sich in der Zwischenzeit ausgedehnt, die Wunde wird taeglich groesser und tiefer, drei andere Stellen haben sich aufgetan und ohne feste Bleibe faellt es mir schwer, die Wunden rein zu halten. "Staphylococcus", Blutverunreinigung, nichts zu spassen... mache zum ersten Mal meinen Weg ins Krankenhaus und greife schlussendlich zu Antibiotika :-( Einige Tage spaeter am Strand, ertrinke ich fast im Meer!!! Nahtoderfahrung.
Seitdem ich Australien verlassen habe, stelle ich mir staendig die Frage, was es ist, was mich hier her gebracht hat. Und jetzt wie es scheint, ist es nicht ein spektakulaeres Ereigniss, nichts Unerwartetes oder Grossartiges, es ist mein Koerper und die Sprache, die mein Koerper spricht! Waehrend einer schamanischen Zeremonie zu Ostern finde ich Verstaendniss und Antwort fuer Einige von vielen Fragen, die ich in mir trage. Jetzt verstehe ich auch meine Wunden; tiefe Wunden, die von Innen an die Oberflaeche kommen, Wunden, die Gesehen und angeschaut werden wollen, Wunden die nicht laenger versteckt oder ignoriert werden koennen, Wunden die nach HEILUNG suchen! Die Nahtoderfahrung als Grenzerlebniss, mein Selbstbewusstsein ist stark angefallen, mein Beduerfniss nach Schutz, einem Platz der Geborgenheit, ist gross.
Seit nunmehr drei Wochen wohne ich bei meiner Freundin Sitha und ihrem Freund Damian in einem luxeriosen Apartment in Copacabana. Meine mittlerweile chronisch gewordene Gastritis (Magenschleimhautentzuendung) macht mir etwas zu schaffen, aber ich bin dankbar einen Platz gefunden zu haben um durch zu atmen. Durchatmen, erden, klar denken; bringt mich dann zu der Entscheidung, den Flieger nicht nach Australian und auch nicht nach Vietnam zu nehmen. Viel zu viel Trubel um meine Person, ich erkenne, das meine Aufgabe, mein Focus nicht im Aussen sondern im Innern liegt!
Ende der Woche plane ich meinen naechsten Reiseschritt, Bahia/Itacaré... ein kleines Oekodorf und liebe Menschen warten... also- wir sehn uns, bis gleich!